Ich erzähle euch mal, wie ich dazu kam, mich auf den Orfi Vertrag einzulassen.
Im Sommer 2017 wollte ich mit Soltan das erste Mal in meinem Urlaub für 2-3 Tage in eine Ferienwohnung in der Nähe fahren, um mal ein paar Tage mit ihm alleine zu verbringen. Von Orfi habe ich bis dahin noch nie etwas gehört, er scheinbar auch nicht offensichtlich, denn er fing erst an, darüber zu reden, als ich bereits in Ägypten im Hotel war.
Er musste erstmal abklären, wie er 3 Tage frei bekommt und dann hat er sich nach einer FeWo erkundigt. Er meinte dann zu mir, er hätte eine gefunden, allerdings müssten wir dafür einen Vertrag unterschreiben, damit wir ohne Probleme zusammen dorthin können.
Ja, moment mal, ne. Was für ein Vertrag bitte? Als er dann das Wort "Ehevertrag" aussprach, hab ich laut gelacht und ihm den Vogel gezeigt. Spinn ich? Nun ja, dann hat er mir erklärt, dass das wichtig ist, weil er sonst ins Gefängnis kommen kann, wenn wir kontrolliert werden. Den Vertrag kann ihn jemand besorgen und wir müssen den quasi nur ausfüllen und unterschreiben. Und schon sind wir verheiratet? Wie romantisch. Aber irgendwie sind wir das dann nicht so richtig oder? Nun, ohne genau vorher darüber Bescheid zu wissen, gehe ich das doch nicht einfach so ein. Also habe ich mich bei Google schlau gemacht, auf gefühlten 100 verschiedenen Seiten. Das Problem war, alle Seiten haben sich widersprochen. Was genau ist denn nun richtig? Ist man dann verheiratet oder nicht? Es wird ja auch liebevoll als F**kpapier bezeichnet, da es eben nur den Zweck im Tourismus erfüllt, dass man als Ägypter die Touristinnen legal mit in eine Wohnung nehmen darf.
Und irgendwie ist Orfi dann eben das, was man daraus macht.
Beispiel: Ein Ägypter arbeitet jeden Tag mit europäischen Damen und kann dieser Versuchung nicht widerstehen. Er lässt die Dame dann den Orfi ausfüllen, weil man das eben braucht, um sich vergnügen zu können. Sobald die Dame wieder abreist, wird der Vertrag zerrissen, landet im Müll und die "Orfi-Ehe" ist geschieden. Na dann, kann man das ja machen. Ist ja nichts. So ist übrigens die richtige Scheidung eines Orfi-Vertrages. Den Wisch zerreißen und 3x sagen "Ich lass mich scheiden", WENN der Mann dem denn zustimmt.
Und damit während wir auch schon bei dem Problem, dass der Wisch eben doch etwas ist. Im Worst Case folgende Situation: Du hast einen Ägyper an der Angel, der dir natürlich auch direkt den Orfi-Vertrag anbietet. Dann könnt ihr gemeinsam in eine Wohnung, Bus fahren und euch frei als Pärchen bewegen und ausweisen. Ihr heiratet also Orfi und dann hat die Frau jedoch ziemlich schnell die Nase voll, denn irgendwie ist der Ägypter ziemlich aggressiv gepolt und verlangt schon im Urlaub, dass die Frau das Portemonnaie locker macht, er jedoch keinen Cent hat. Nun, die Frau fliegt erleichtert zurück und sagt ihrem Habibi, dass sie ihn nicht mehr wiedersehen möchte. Tja, das Problem ist nur, der Ägypter hat beide Exemplare des Vertrages und der hat irgendwie keine Lust darauf, sich scheiden zu lassen. Er könnte ja von der Dame profitieren. Was jetzt? Ehrlich gesagt, gar nichts. Jetzt gibt es ein Problem. Denn sobald die Dame mit einem anderen Partner nach Ägypten reist, egal ob Deutsch oder Ägyptisch, kann der Habibi sie wegen Bigamie oder Prostitution anzeigen. Kein Witz! Das kann er, denn in Ägypten sind sie immer noch verheiratet. Wie kommt sie davon also wieder los? Sie muss sich offiziell mit einem Anwalt scheiden lassen und das kostet Geld, Zeit und Nerven, vor allem, wenn der Ägypter gar nicht daran interessiert ist, sich scheiden zu lassen.
Von daher: Geht bitte nicht blauäugig einen Orfi-Vertrag ein!
Wenn es sich jedoch nicht vermeiden lässt (Ferienwohnung etc.), sorgt dafür, dass ihr immer beide Exemplare des Vertrags habt und schaut auch mal unauffällig, dass es nicht doch irgendwie eine Kopie davon gibt. Denn auch damit kann der Ägypter am Ende die Ehe nachweisen.
Es stimmt jedoch tatsächlich, dass in den meisten Fällen ein Orfi-Vertrag Pflicht für eine Ferienwohnung ist, wenn man dort als binationales Paar unterkommen will. Das sieht das ägyptische Gesetz eben vor, denn lockere Beziehungen, wie wir sie in Europa haben, sind dort verboten. Für unsere Ferienwohnungen mussten wir bisher immer den Vertrag dabei haben und vorzeigen oder schon im Vorfeld ein Foto davon senden, um die Wohnung überhaupt buchen zu können. Also bezogen auf die "Nadel im Heuhaufen" - Theorie, hat der Ägypter in der Hinsicht tatsächlich recht und ist nicht gleich ein flunkernder Halunke.
Aber wieso war ich mir direkt sicher damals, dass das Ganze gut ausgeht? Dass der Orfi eben wirklich nur als Mittel zum Zweck dient, um gemeinsam in die FeWo gehen zu können? Ich kann es euch nicht genau sagen, mit viel Bauchgefühl und etwas Naivität wohl. Aber Soltan hatte selber nicht so recht Ahnung, was das eigentlich ist. Der "unrichtige" Weg einer Heirat, sagt er immer, weswegen wir das nie als Heiratsvertrag angesehen haben und uns selbst auch nie als verheiratet bezeichnet haben.
Wie gesagt: Der Orfi ist das, was man darauf macht.
Ehe Vertrag
Herr Soltan x , Nationalität: Ägyptisch, Religion: Muslimisch (erster Partner)
Frau Lorena x , Nationalität: Deutsch, Religion: Christin, Reisepass Nr.: xxx
In der Gegenwart der Zeugen:
Herr X
Herr X
Die zwei Partner akzeptieren die Ehe und geben keinerlei Einwände,
die Ehe schließen zu wollen.
Die Zustimmung geschah unter der Aufsicht der beiden Zeugen.
Der erste Partner nimmt den zweiten Partner als Ehefrau unter dem islamischen Recht.
Der zweite Partner nimmt den ersten Partner als Ehemann unter dem islamischen Recht.
Der erste Partner gibt an, dass er noch nicht verheiratet ist und auch der zweite Partner gibt an,
dass sie noch nicht verheiratet ist und dieser Ehe in allen Hinsichten zustimmen.
Der Vertrag wurde mit einer Summe von X (100) ägyptischen Pfund geschlossen.
Der zweite Partner erhält eine Summe von X (1) Pfund jetzt und später, im Fall einer Scheidung eine Summe von X (99) Pfund.
Kinder dieser Ehe sind legale Söhne aus einem ehelichen Bett.
Diesen Vertrag gibt es in 2 Kopien, jeder Partner erhält eine Kopie und kann sie gebrauchen, wenn es benötigt wird.
Die beiden Partner versprechen, dass sie diesen Vertrag mit allen Papieren einzureichen,
sodass ein richtiges Dokument erstellt werden kann.
Unterschrift beider Partner und Datum
Meine Orfi-Ehe mit einem Ägypter
Lorena hat bereits in ihrem Beitrag alle Informationen zu der sogenannten Orfi-Ehe niedergeschrieben, welche ich aus meiner Erfahrung ebenso bestätigen kann. Zusätzlich möchte ich euch hier mein persönliches Erlebnis mit dem Vertrag erzählen, da meiner, anders als bei Lorena, bei einem Anwalt geschlossen wurde. Auch ich möchte hier nochmal darauf hinweisen, dass man den Vertrag nie blauäugig eingehen sollte und was der Ägypter am Ende für Absichten damit hat, stets individuell ist und man im Endeffekt für sich selbst abwägen muss, ob es dies alles wert ist. Mein Vertrag besteht immer noch, jedoch habe ich beide Ausführungen aktuell bei mir in Deutschland, weswegen ich sagen kann, dass bei mir, mit einer großen Portion Naivität und Leichtsinn, alles gut gegangen ist und ich meinem Ägypter mit allem vertrauen konnte. Also wie kam es zu allem?
Meinen Ägypter habe ich im Frühjahr im Ägypten-Urlaub kennengelernt. Natürlich. Damalshaben wir nur geredet, denn für mich kam es nicht infrage, mich mit ihm außerhalb derHotelanlage zu treffen. Dafür war ich zu ängstlich. Jedoch haben wir uns echt gut verstanden, weswegen wir uns versprochen haben, dass ich ihn nochmal besuchen würde. Schon da sprach er immer davon, dass er mich heiraten würde -na klar- dachte ich mir und nahm das alles nicht für wahr. Als ich dann wieder zurück in Deutschland war fiel in unseren Gesprächen in Bezug auf den Besuch öfters die Worte „marriage contract“. Hmm. Also habe ich angefangen zu googlen. Mal abgesehen von den ganzen negativen Geschichten überBetrug und Abzocke, las ich auch viel über den Orfi und begriff, dass ich ihn ja wirklichirgendwie heiraten müsste. Oder wie auch immer man dieses Papier definieren möchte.
Nach nächtelangem Kopfzerbrechen, Gesprächen mit Frauen, welche auch Orfi eingegangen sind und ihm, der mir aber selbst gar nicht so viel dazu erzählen konnte, bin ich also schließlich zu ihm in eine gemeinsame FeWo geflogen. Ich wusste, dass wir direkt nach meiner Ankunft zu einem Anwalt gehen würden, um zu „heiraten“. Er holte mich mit einem Freund vom Flughafen ab. Dieser hatte uns die FeWo, welche wir nur mit Orfi anmieten durften, sowie den Anwalt vermittelt und war einer unserer Zeugen.
Nach kurzer Fahrt stiegen wir aus, mein Ägypter nahm meine Hand und wir betraten dieAnwaltskanzlei. Es sah alles sehr prunkvoll aus. Ich musste mich dann im Vorraum hinsetzenund warten. Seine Sekretärin lief hin und her, beachtete mich jedoch nur einmal kurz miteinem gezwungenen Lächeln. Die Männer gingen in den Raum des Anwalts und nahmenmeinen Reisepass mit. Irgendwie wollte mein Ägypter dann kurz mit seinem Freund raus, ichweiß nicht wieso. Da bekam ich dann da erste Mal Panik, denn ich wusste ja nicht mal, woich bin, meinen Pass hatte der Anwalt und meine Koffer waren im Auto seines Freundes. Jedoch gingen die beiden dann plötzlich doch nicht -puh- und ich bekam die Ehre mich mit inden Raum des Anwaltes zu setzen (zwinker, zwinker). Ich saß mit großem Abstand zu denanderen auf einer Couch, welche in der Ecke des Zimmers stand. Die Männer saßen vor dem Tisch des Anwalts. Außerdem saß da noch ein anderer Mann, ich habe jedoch keine Ahnung, wer das war. Die Männer redeten miteinander, mein Ägypter schaute gelegentlich nur mal kurz zu mir rüber. Der Anwalt hielt meinen Pass in der Hand und tippte gelegentlich was auf seinem Laptop ein. Er fragte mich nach meinen Personendaten und ob ich schon malverheiratet war. Diese ganze Prozedur zog sich jedoch schon eine Dreiviertelstunde hin undich bekam langsam Angst, was er da eigentlich eintippte. Könnte er das irgendwie registrieren oder was ging hier vor sich? Irgendwann ging ich mit meinem Ägypter dann kurz an die frische Luft und fragte ihn was hier vor sich geht und wieso alles so lange dauert. Er teilte mir dann mit, dass der zweite Zeuge einfach nicht auftaucht und alle darauf warten würden. Kurze Zeit später erschien dieser dann und wir gingen alle wieder zu dem Anwalt hinein. Der Vertrag lag mir nun ausgedruckt vor. Anders als bei Lorena, wurden unserePersonendaten alle per Computer eingefügt, was wohl der Grund für die lange Prozedur war. Mit Google Übersetzer kann man Dinge abfotografieren und diese übersetzen lassen, was ich später mal aus Interesse getan habe und was mich den Aufbau des Vertrags verstehen lässt.Auf der ersten Seite befinden sich die wichtigsten Personendaten zu mir, meinem Ägypterund den beiden Zeugen. Auf der zweiten Seite dann die Regelungen des Vertrags. Diese Seiten sind in arabischer Schrift. Auf den weiteren zwei Seiten dann alles auf Englisch.
Der Inhalt gleicht sich im groben mit dem, was Lorena euch bereits in ihrem Beitrag zum Orfi übersetzt hat. So richtig Zeit zum durchlesen hatte ich beim Anwalt nicht, sondern sollte einfach schnell alle Seiten auf beiden Ausführungen des Dokumentes unterzeichnen. Achso, da musste jetztauf einmal alles schnell gehen. Mash. Alle unterzeichneten die Schriftstücke und sie wurdenmir von meinem Ägypter direkt in die Hand gedrückt. Ich sollte schonmal vorgehen. Als ichden Raum verließ hörte ich noch, dass ihm, ich sag es jetzt mal nett ausgedrückt, freudiggratuliert wurde. Das verstand ich, ohne die Sprache zu sprechen, ebenso was die Männerüber mich gedacht haben. Er gab dann dem zweiten Zeugen, welcher ein älterer Mann war, der mich richtig ekelhaft angeglotzt hatte, ein wenig Geld und wir verschwanden.
Wir waren also nun „verheiratet“. Den Vertrag brauchten wir, außer für die FeWo, nicht, jedoch hatte ich ihn immer mit dabei.
Mein Ägypter hat bei meiner Abreise auch nicht mehr danach gefragt, sondern meinte nur,dass ich ihn nicht verlieren soll, damit wir nicht nochmal bezahlen müssen. Dieser Vertrag hat mich im Vorhinein viel Kopfzerbrechen gekostet und wir haben ungefähr 30/40€ bezahlt plus „Gehalt“ für die Zeugen. Ich weiß, dass wir diesen Vertrag, vor allem langfristig gesehen, brauchen. Mein Ägypter stellt mich auch stets als seine Ehefrau vor,jedoch wissen wir beide, was dieser Vertrag im Endeffekt für uns bedeutet. Er ist für unsMittel zum Zweck, um uns gemeinsam als Paar in Ägypten aufhalten zu können.
Danke Julia! :-)
Hallo liebe Lorena vielen Dank für deine tollen Blog und vor allem vielen Dank, dass du deine Erlebnisse Informationen und Erfahrungen zur Verfügung stellst.
Hallo Lorena,
Ich habe gerade mit Begeisterung deinen
Blog durchstöbert. Wirklich toll.
Hallo Lorena,
ich bin auf YouTube auf Deinen Blog gestoßen. Deine offene und liebe Art hat mir sehr imponiert und gefallen.
Hallo liebe Lorena,
mein Buch ist am Dienstag angekommen und ich bin nun auf Seite 85. Ich liebe es!!! Ich kann mich so gut mit dem Buch identifizieren. Es hilft mir wirklich sehr weiter."