Wer sein Leben oder zumindest einen Teil davon im Internet preis gibt, der öffnet sich für eine große Bandbreite an Meinungen anderer Menschen. Verständnis, Toleranz, Akzeptanz, Neid, Hass. Ich habe mit meinen ersten Beiträgen über Ägypten und die etwas andere Liebe auf meinem alten Blog schnell ein paar positive Rückmeldungen bekommen. Viel mehr waren dies aber nicht Nachrichten wie: "Das ist ja alles so toll!", sondern viel mehr: "Ich habe niemanden so wirklich zum Reden, können wir uns eventuell ein wenig austauschen?". Ich bin ein sehr hilfsbereiter Mensch. Meine Chefin sagte aufgrund einer Geschichte, dessen intolerante Handlung ich einfach nicht glauben konnte: "Deswegen bist du Erzieherin geworden." Und was gibt es Schöneres für hilfsbereite Menschen als zu helfen? Wie ihr wisst, habe ich lange gezögert, mein erstes Buch wirklich zu verkaufen. Da stecken jahrelange, tiefste Gefühle drin. Gedanken, Sorgen, Ängste. Völlig persönlich, als würde man sich nackt machen. Dann aber dachte ich mir: Was, wenn das auch nur einem Menschen da draußen weiterhelfen kann? Wenn es Mut und Hoffnung macht? Ihr wisst selbst, dass ich für meine Gefühle vieles einstecken musste. An manchen Tagen kam es mir so vor, als wäre die ganze Welt gegen mich und meine Beziehung. Ich fühlte mich einsam, verloren und war schon fast schwach geworden, die Beziehung aufzugeben. Darüber zu schreiben, half mir. Es hilft mir heute noch. Und durch die vermehrten positiven Rückmeldungen, weiß ich auch, dass das gut ist, was ich da tu.
Doch selbstverständlich kommen hin und wieder auch negative Nachrichten in mein Postfach geflattert. Ich erinnere mich noch gut, an die erste. Das waren nur wenige Zeilen aber so voller Hass, Neid und Missgunst, dass es mir die Sprache verschlug. Ich verstand es einfach nicht. Ich kreierte diesen Blog aus Liebe zum Schreiben, meine Beziehung stelle ich öffentlich dar, um eben Mut zu machen, Hoffnung zu geben und zu zeigen: Es geht auch anders, als in 1001 Geschichte. Auch wenn das noch nicht das Ende ist, aber wir sind aktuell glücklich, wir haben es geschafft. Und nach so etwas habe ich mich 2017 erbittlichst gesehnt. Nun, es brauchte mich tatsächlich eine ganze Weile, diese hasserfüllten Zeilen von damals, ich meine Ende 2018, zu begreifen. Es ist immer leicht gesagt, dass diese Menschen Neid empfinden, dennoch frage ich mich, was dazu führt, aus dem Nichts einen Menschen einfach anzugreifen. Mittlerweile reagiere ich gelassen auf negative Nachrichten und ja, antworte sogar freundlich, sachlich, objektiv. Wie sagt man immer so schön? je freundlicher du bist, desto mehr hassen sie dich. Ich bin es nicht wirklich gewohnt, Feinde zu haben. Ganz einfach auch deswegen nicht, weil ich selbst kein Fein von irgendjemandem bin. Im Unternehmen, bei Frozensquad, da gibt es einen Haufen Konkurrenz. Das ist mir völlig gleich, denn immerhin macht jeder das, woran er Spaß hat. Ich würde nie auf die Idee kommen, andere Menschen für das, was sie tun, in den Dreck zu ziehen oder schlecht zu machen. Der Sinn leuchtet mir einfach nicht ein .
Ich möchte euch nun eine Nachricht zeigen, die ich vor einigen Monaten erhalten habe. Nicht, um mich darüber lustig zu machen oder mich zu rechtfertigen (Ihr kennt mich gut genug, ihr wisst schon, wie die Wahrheit aussieht), sondern um auf einen Teil der Nachricht ernsthaft eingehen zu können. Irgendwo ist so eine Hassbotschaft ja auch Kritik und Kritik muss man ernst nehmen.
"Hi, du bist sehr jung wie ich sehe. Und hast schon viel Erfahrungen gemacht. Weise berichtest du über bezzis. Teilst gern auch aus mit deiner Meinung. Dabei verletzt du, unwissend, du bist noch ein junges Küken, frauen die ein hübschen bezzi haben. Dein bub hat ein Buckel, ständig die fresse geöffnet und guckt wie ein Kamel im Kulturschock. Mädchen, du hast finanziell so ein grossen background. Mit 25 hast du viel Wohlstand. Sind eure jahre schon rum? Und er hat den deutschen pass schon? Pass bloße auf es lauern gefahren. Hihiiii Er könnte und tschüss zu dir sagen. Dann hättest du selber ein bezzi. Aber hey kamelfresse und Buckel Muck, haut nicht ab. Gehts ihm doch super bei dir blondi. Mimimiiiii. Du kommst gefolgt von khadiga, beide hässliche Männer und normalo deutsche Hausfrauen. Ich weis baby, du willst nur helfen. Aber Bücher willste auch verkaufen. Jaja Internetseite ist teuer. Püppi, zahlt papa. Wie so alles in deinem leben. Geh und heul doch."
Ja, ich sehe eure Gesichter bildlich vor mir. Um rechtfertigen geht es ja wie gesagt jetzt nicht, wofür auch? Das da ernst nehmen? Nein. Aber worauf ich wirklich eingehen will ist folgender Satz:
"Dabei verletzt du, unwissend, du bist noch ein junges Küken, frauen die ein hübschen bezzi haben." Ich weiß nicht, ob mein Blog, meine Bücher oder sonst irgendetwas von mir so rüber kommt, als würde ich andere Frauen, die leider nicht so viel Glück hatten, verletzen wollen. Sollte es so sein, ist das definitiv nicht meine Absicht! Ich habe dieser Dame geantwortet, dass es mir Leid tut, dass sie scheinbar eine schlechte Erfahrung machen musste. Und so etwas tut einem dann eben Leid, genau weil wir es besser wissen, als alle anderen, wie sehr man liebt und wie viel Hoffnung und Gutgläubigkeit man in solch eine Beziehung steckt. Ich glaube kaum, dass irgendeine Frau mit ägyptischem Ehemann sich denkt: Haha, meiner ist zum Glück gut und du hast halt Pech! Und ja, es kommt bei manchen vor, dass nach 3,5,7 Jahren der ägyptische Mann plötzlich mit Koffern vor der Tür steht und sich für die Unterstützung bedankt. Und ja, genau so kann es vorkommen, dass der deutsche Mann nach 3,5,7 Jahren lieber mit seiner Affäre ernst macht oder, dass eine Beziehung nach Jahren einfach nicht mehr funktioniert. Und ich habe auch noch nie etwas anderes behauptet. Demnach habe ich dieser Dame auch gesagt, dass ich mir des Risikos bewusst bin, dass meine Kamelfresse mich irgendwann sitzen lässt. Ich bin Scheidungskind, gefangen zwischen Realität und Träumerei aber glücklich bis ans Ende seiner Tage? Ich hab es nicht erlebt. Nicht in der ersten Ehe, sagen wir es mal so. Ob es bei Soltan und mir für immer gut geht? Keine Ahnung, woher soll ich das wissen? Da warten voraussichtlich noch viele Jahre und somit viele Hürden, die es zu meistern gilt.
Jedenfalls möchte ich festhalten, dass ich mit meiner Beziehung weder "angeben", noch andere Beziehungen in den Dreck ziehen will. Ich würde mich auch niemals über euch oder eure Beziehung lustig machen, warum um alles auf der Welt denn auch? Und auch wenn es bei einem von euch, wie vermutlich bei der Verfasserin der Liebesbotschaft, schief geht, dann steht wieder auf, richtet eure Krone und gebt nicht auf. Jeder findet sein Glück irgendwann, irgendwie, in irgendwem. Und geratet ihr an einen Bezzi ist das schmerzhaft, logisch. Ist ja immerhin dasselbe Gefühl, wie von jedem x-beliebigen anderen Typen verarscht zu werden. Wer mein Buch kennt, der weiß auch, dass ich knapp 2 Jahre lang dachte, ich verende an meinem Liebeskummer aber irgendwann sieht jeder, dass diese Beziehung eben nicht sein sollte, dass etwas größeres da draußen wartet.
Ihr könnt jedenfalls meinen Blog lieben oder scheiße finden. Über ersteres können wir gerne sprechen, bei letzterem behaltet eure Meinung einfach für euch. Mich interessiert das nicht. Und wie bereits erwähnt, so lange ich 10 Nachrichten bekomme und 9 davon für die Mülltonne sind, so gibt es dennoch eine, der ich vielleicht Hoffnung machen kann, der ich gewiss nicht die Zukunft weisen kann aber die vielleicht einfach nur ein offenes Ohr braucht. Und dafür tu ich das. Und by the way nehme ich mir für jeden Zeit, Nachrichten ausführlich zu beantworten, ganz ohne dass mein Buch gekauft werden muss. Die Bücher sind einfach mein Leben, meine Leidenschaft und noch ein wenig persönlicher, als ich es hier auf dem Blog schreiben will. Deswegen existieren sie. Das ist schon eine freche Behauptung aber nun ja, jeder von euch, der schon mal E-Mail Kontakt mit mir hatte oder in seltenen Fällen auch am Telefon, wurde bestimmt noch nicht gezwungen, mein Buch zu kaufen für weitere Informationen.
Zum Schluss dann doch noch einmal eine kleine Rechtfertigung, bevor es vielleicht falsch verstanden werden könnte: Mit dem tatsächlichen "Gewinn" meiner Bücher (was dann abzüglich der Druckkosten übrig bleibt), kann ich gerade so den monatlichen Beitrag für die Homepage bezahlen, damit ich das ganze hier ohne große Kosten führen kann. Ich weiß, ich bin großkotzig, geldgierig, naiv und blöd. Dennoch danke ich all denen, die meinen Blog regelmäßig besuchen, die mir Nachrichten schicken und die für einen kommunikativen und ehrlichen Austausch sorgen. Ich hab bereits Freundschaften durch meinen Blog knüpfen können, mein Mann kann Kontakt mit anderen Ägyptern in Deutschland aufnehmen und hat somit ebenfalls eine Austauschmöglichkeit, weit weg von seiner Heimat.
Aber was rede ich da eigentlich, natürlich bin ich viel geiler als ihr, weil ich einen Blog habe und Millionen damit verdiene.
Bis zum nächsten Mal,
eure Lorena
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Und für alle diejenigen, die nicht wissen, was Sarkasmus ist:
Sarkasmus ist sprachwissenschaftlich eine rhetorische Technik, bei der das Gegenteil des Gemeinten gesagt wird [...] aber nicht alles Ironische ist deswegen auch sarkastisch gemeint. Sarkasmus neigt zum Erheblichen, Überdrehten, fast schon Unglaubwürdigem.