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Hobby-Schriftstellerin

27. April 2021

Und die Frage: "Wie entsteht eigentlich ein Hobby?"

Manche Blogeinträge plane ich bzw. ich weiß, dass sie nach einer Reise oder einem Trip folgen. Andere hingegen kommen ganz spontan wie dieser hier. Der Auslöser dafür war, dass ich eigentlich bloß ein paar Dinge vom Dachboden holen wollte... Fangen so nicht die schönsten "Flash-Backs" an? Jedenfalls fand ich dann eine Tüte mit all meinen alten Schätzen, darunter Hefte, Mappen, Schulsachen. Mein kleines Heiligtum ist das Titelbild. Hier seht ihr tatsächlich meine aller erste Geschichte. Sie entstand im Frühjahr 2006, ich war 11 Jahre alt. Hobbys werden ja oft von den Eltern oder engen Bezugspersonen vorgelebt. Wie häufig haben kleine Knirpse die selbe Leidenschaft wie der Vater oder große Bruder? Und die Mädchen lieben Shoppen wie ihre Mutter. Bei mir war das ganz anders. Die Leidenschaft zum Schreiben fiel mir einfach zu. Ich fühlte mich in meiner Familie oft wie ein Alien in meiner zu "realistischen", sportgeprägten Familie. Mein Vater spielte Handball, meine Mutter spielte Handball, meine Schwester Fußball und ich? Ich hass(t)e Sport! Wo wurde ich nicht überall hinkutschiert. DLRG - Fand ich doof, Turnen - Bloß nicht, Handball - Ein paar Wochen gemacht bis ich in die reine Mädchenmannschaft sollte. 

Ich war schon immer mehr der Tagträumer, meine Fantasie ist bis heute grenzenlos. Niemand in meiner Familie schrieb Bücher, Gedichte, Kurzgeschichten oder Ähnliches. Meine Oma las gerne und viel, als einzige aus der Familie, ich hingegen fand Bücher immer blöd. Viel mehr nutzte ich sie, um meiner kleinen Schwester die tollsten Geschichten zu erzählen. Aus einem Roman ohne Bilder. Die Bilder waren in meinem Kopf. Ich war 4. Und irgendwann muss diese ganze überschüssige Fantasie eben raus. Das passierte dann 2006, als ich einer der größten Tokio Hotel Fans der Welt war. Ganz plötzlich kam der Gedanke, eine Story aufzuschreiben. Eine, die nur mir bisher bekannt war, in meinem Kopf sah es aus wie ein Film. Er war bereits fertig, bevor ich das erste Wort schrieb. Es geschah wie ein Geistesblitz, meine Hand raste über die Zeilen des Schulheftes, zu schnell kamen die Wörter schon vorgeprasselt, als dass ich hätte schön ordentlich schreiben können. In Rekordzeit war die Geschichte fertig geschrieben und ich? Stolz wie ein Löwe, ein Kaiser, die Queen. Meine ganz eigene Geschichte, einzigartig, nur so in diesem Heft und all meine Freunde durften "dabei" sein. Mittendrin. Und ab da merkte ich: 

Hier in meinen Geschichten kann alles möglich sein.


Ab da an gab es kein Halten mehr. Die verrücktesten, gruseligsten und "kindlichsten" Geschichten wurden kreiert. Rund ums Thema Tokio Hotel natürlich. Kurze Zeit später begann ich auch Horrorgeschichten zu schreiben (Ja, ich fing unter 16 Jahren an, Horrorfilme zu schauen und wurde zu einem selbsternannten Horrorexperten). Meine Horrorgeschichten-Karriere endete jedoch relativ schnell, als wir im Deutschunterricht eine Geschichte schreiben sollten und ich über einen Zombie-Ausbruch in der Schule schrieb. Das kam dem Lehrer dann doch ein wenig suspekt vor, meine Vorstellungen die für Kinder unter 16 Jahre nicht geeignet sind. Also konzentrierte ich mich aufs Wesentliche: Tokio Hotel Geschichten. Mit den Jahren wurden die Geschichten abstrakter, korrekter, inhaltlich kompakter. Mein größter Kritiker und gleichzeitig größter Fan: Oma ❤️. "Ne, da kannst du nicht wieder lachen schreiben, ich höre nur lachte, lachte, lachen, lachten." Ich danke dir, Oma. Und mit ca. 13,14 Jahren fing ich an, Gedichte und weitere lyrische Texte zu schreiben. Mit 15 Jahren wurde ich Queensberry Fan (diese Band von Popstars) und die Geschichten hatten neue Hauptcharaktere. Für einige "Freunde" aus dem Fanclub fing ich an, mir eine völlig verrückte, fantasievolle, lustige Geschichte auszudenken und alle durften mit drin vorkommen. Am Ende kam ein 380 Seiten dickes Buch heraus, welches ich sogar persönlich an die Band übergeben durfte. Mein Triumpf, mein Schatz, mein absoluter Stolz. Dieses Buch in den Händen zu halten, mit selbsterstelltem Cover, jeder Buchstabe von mir selbst geschrieben, eine Geschichte, die so viele Menschen zum lachen gebracht hat, das war das unglaublichste Gefühl, was ich bis zu diesem Tag hatte. Ab da an ließ ich jede fertige Geschichte für mich drucken, erstellte Bücher mit mehreren Kurzgeschichten in einem. Einfach als Andenken, einfach für mich.



In der 10 Klasse auf der Realschule durfte ich mein Buch auf einem Schulfest vorstellen und daraus vorlesen. Ich war so aufgeregt und stolz zugleich. Ich sah das Strahlen in den Gesichtern meiner Lehrer und wie stolz mein Klassenlehrer in der ersten Reihe saß und lächelnd durch die Reihen geschaut hat. Er war der Beste! Und ein wenig kann ich dieses Gefühl heute nachvollziehen, da ich selber einen Haufen kleiner Schützlinge habe. Die schreiben zwar keine Bücher aber oft bin ich richtig stolz auf sie und ihre Entwicklung und erfreue mich an ihren Erfolgen. An diesem Tag war mir eine Sache bewusster denn je:


"Irgendwann werde ich Bücher schreiben und sie verkaufen! Jeder kann sie kaufen, jeder kann sie lesen. Meine eigenen Bücher."

Ich wechselte nach dem Erweiterten Realschulabschluss aufs Gymnasium, um noch Abitur zu machen. In der 10. Klasse (die müssen wir Realschüler wiederholen) schrieb ich mein erstes Buch, welches sich nicht um eine Band drehte. Das erste Buch, welches ein zentrales Thema und für mich damals sehr bedeutsames Thema hatte: Gleichgeschlechtliche Liebe. Immer wieder hörte ich davon, dass so etwas geheim bleiben muss, dass man diese Gefühle nicht zugeben darf. Also schrieb ich eine Liebesgeschichte, ähnlich wie jede Schulromanze, nur eben mit zwei Mädchen. Ich gab das Buch meiner Schwester, Bekannten und versah es mit einer ISBN-Nummer. Ich glaube, man kann es sogar immer noch bestellen, der "größte" Fehler meines Lebens sozusagen, haha. Mittlerweile ist mir das Buch und der Schreibstil nämlich äußerst peinlich, trotzdem gehört es zu meiner "Schriftsteller-Karriere" dazu. Ich meine, ich war 16 Jahre alt, das Ganze ist also nun schon 10 Jahre her aber bitte, ich möchte euch das hässliche Cover und den komischen Inhalt nicht vorenthalten.

In der Oberstufe (also ab der 11. Klasse) bekam ich dann das Fach: "Kreatives Schreiben". Und jetzt ratet doch mal, welches Fach mein aller liebstes Lieblingsfach auf der ganzen weiten Welt war? Es war wirklich richtig Schreiben lernen. Wir lernten den Aufbau von Storys, wir lernten Erzähltechniken, wie wir den Leser einfangen können. Wir bekamen Bilder vorgelegt und mussten Geschichten dazu kreieren oder wir mussten Gruppengeschichten planen, wo jeder einen anderen Part übernehmen sollte. Ich liebte das Fach und es brauch kein Geheimnis sein, dass ich mit dauerhaften 14 Punkten (Note 1) durch die Semester glitt oder? Wir schrieben sogar Arbeiten (also Geschichten) in diesem Fach!


Nach meinem Abitur 2013 und dem tollen Buch da oben, beschäftigte ich mich eine ganze Zeit lang mit Gedichten und Lyrik. Ich nahm an zahlreichen Lyrikwettbewerben teil und Gott weiß wo überall meine Texte in den Zeitungen gedruckt sind. Einladungen zur Frankfurter Buchmesse folgten, manche Texte wurden in Sammelbändern gedruckt aber das war irgendwie alles nicht so wirklich relevant für mich. Ich wollte Bücher schreiben! Ich stieß zufällig auf die Seite "MyFanfiktion" und interessierte mich nun mehr denn je wieder für meine alte Leidenschaft: Fangeschichten. Allerdings sollte es dieses mal nicht mehr so kitschig und plump sein, nicht mehr eine "Fan trifft Star - Story", sondern ich wollte einen Roman schreiben, ganz nach dem Leitfaden von dem Buch "Kreativ Schreiben", ein Buch über die Techniken des Schreibens auf Empfehlung unseres Lehrers. Es sollte ein Fantasie-Roman werden, mit Plot-Point also einem Wendepunkt, bei dem man sich denkt: "Hä?!" und ich denke, das mir das recht gut gelungen ist. Ich richtete mir dafür einen eigenen Schreibtplatz ein, kaufte eine Kindertafel, wo ich mir Notizen und Verbindungen aufschrieb und versuchte alles in Kombination zu bringen aber dennoch die Spannung aufrecht zu erhalten. Ihr könnt gerne mal HIER in die Geschichte reinlesen. Durch diese Geschichte habe ich übrigens meine beste Freundin Denise, meine Anna von The Frozensquad kennengelernt. Und auch hier folgte wieder ein Highlight: Es geschah bei Radio SAW in Magdeburg, wo Tokio Hotel  im Mai 2014 ihr neues "Comeback" Album vorstellten. Ich stand vor dem Gebäude und fragte nervös eine Mitarbeiterin, ob sie die Jungs denn sehen würde. "Bestimmt laufe ich ihnen über den Weg", antwortete sie super freundlich. Völlig verlegen streckte ich ihr das Buch entgegen und bat sie um einen Gefallen. "Das hast du selbst geschrieben?! WOW!", war ihre Antwort und sie nahm es mit ins Studio. Nach einer Stunde kam sie strahlend auf mich zugeraunt und nickte: "Ich habe ihm dein Buch überreicht und er hat sich mega gefreut, dass ein Fan so viel Arbeit für ihn da rein steckt!" Oh, wurde mir übel. Bill Kaulitz hält mein Buch in den Händen?! Scheiß auf all die blöden Sammelbände und die Frankfurter Buchmesse. Für diesen Moment konnte ich nichts auf der Welt schöner sein. Mit dir fing alles an Bill, damals 2006 in meinem Kinderzimmer (von meiner Familie liebevoll auch Fanhölle genannt).


Ebenso im Jahr 2014 ging für mich dann die Uni los. Und mit der Uni kam dieser Junge und mit diesem Jungen entstand mein Buch:


"Liebe Leslie"


Es war eigentlich nie als Buch gedacht. Das erste Mal, dass ich keine fertige Story im Kopf hatte. Ich nenne es noch heute liebevoll mein Projekt. Das war es. Ich wollte mich selbst in diesem Buch reflektieren, meine Gefühle. Echt und präsent. Ich wollte kein Buch über die Vergangenheit schreiben, als ich mal verliebt war. Ich wollte mittendrin sein und jedes schöne, schmerzende und weltzerbrechende Gefühl unter Tränen notieren. Und was habe ich geweint beim Schreiben dieser Worte. "Liebe Leslie" ist mein Baby und für mich mein 1. Buch, welches ich mit der Welt teilen möchte. In diesem Buch stecken Jahre voll Ereignisse, Selbstreflexion und ja, auch Schwäche. Ich zeige offen und ehrlich meine Schwäche, meine Gedanken und meine Gefühle. Es war für mich schon eine schwierige Entscheidung, ob ich das wirklich veröffentlichen möchte. Ich druckte es mir persönlich, las es Probe, überlegte, gab es Oma. Doch am Ende entschied ich mich dafür, nicht zuletzt, weil der letzte Teil des Buches auch meine "Romanzen" in Ägypten mit thematisiert und es am Ende erklärt, wieso ich mit Soltan (im Buch "Ali") zusammen gekommen bin.


Das Buch kam überraschend gut an. Bis heute habe ich weder eine schlechte Bewertung, noch Kritik dafür geerntet. Vielleicht aber auch gerade weil es so persönlich ist. Ich habe mich auch bewusst dafür entschieden, es nur über meinen Blog zu verkaufen und nicht per ISBN-Nummer über Buchhandlungen und alle Online-Läden wie z.B. Amazon. Ich wollte es bewusst hier verkaufen, für meine Leser. Das Buch war auch ein Test, wie kommt mein Schreibstil überhaupt an? Kauft das Buch überhaupt irgendwer? Zaghaft und doch optimistisch hatte ich 25 Bücher privat gekauft. Diese kommen dann gedruckt zu mir und bei Bestellung verschicke ich sie von mir zu euch. Die 25 Bücher verkauften sich nur schleppend. Immer mal wieder eines, dazu muss ich aber auch sagen, dass die Mehrheit meine Bücher als PDF kauft und nicht als gebundene Ausgabe. Jedenfalls wuchs der Blog und somit die Nachfrage nach mehr. Es folgte mein 2. Buch:


"Und Dann Kam Ali"


wo ich ein wenig die Dinge mit reingeschrieben habe, die ich am Häufigsten von meinen Lesern in Mails gefragt werde, sowie Soltan und meine Liebesgeschichte. Auch dieses Buch bedeutet mir viel. Es ist immer noch so wie damals mit 11 Jahren: Jeder Buchstabe ist von mir geschrieben worden. Doch in diesen beiden Büchern steckt so viel mehr als nur Buchstaben oder Worte. Hier steckt Leben drin. Gefühle, Gedanken, Sorgen, Ängste... all das sind Dinge, die in einer Binationalen Beziehung dazu gehören. Diskussionen, Streitigkeiten und auch der Gedanke, ob das alles überhaupt Sinn macht. Und das wollte ich eben einfach ehrlich wiedergeben. Diese Bücher hier sind keine Romane, sie sind keine Thriller, sie sind keine Horrorgeschichten, wo Lehrer die Stirn runzeln. Sie sind kleine Projekte, Aufmuntere, Hoffnungsgeber und irgendwo auch "Ich kann dich verstehen - Sager". Sie sind irgendwas zwischen Traum und Realität, zwischen Freude und Trauer, Hoffnung und Angst. Sie sind ich. Und ich kann euch nicht sagen, wie unglaublich stolz ich hier sitze, wenn ich an das kleine 11-Jährige Mädchen in ihrer Fanhölle denke, die mit großen Augen vor der Welt stand und gesagt hat:


"Eines Tages werde ich Bücher schreiben und die ganze Welt kann es kaufen."


Heute sind es noch meine Leser, morgen vielleicht schon die ganze Welt. Wer weiß schon, was noch alles kommen wird. Eine Sache weiß ich aber ganz Gewiss: Ich werde nie mit dem Schreiben aufhören und meine Träume weiter verfolgen. Und irgendwann steht ein Buch von mir im Buchladen. Irgendwann ist es auf einer "Top Neuerscheinungen Liste", irgendwann wird es von irgendwem öffentlich empfohlen. Alles was man dazu benötigt ist der Glaube, der Wille und die Leidenschaft.


Bis zum nächsten Mal,

eure Lorena

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