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Disneyland & Corona

17. März 2020

Wie ein Virus die ganze Welt lahm legt

Wie lange haben wir uns auf diesen Urlaub gefreut. Die Vorfreude war so gigantisch, dass wir alles um uns herum ausgeblendet haben, auch den Coronavirus, der sich in den letzten Wochen rasant ausgebreitet hatte. Schon am Donnerstag, 12.03.20, kündigte das Disneyland an, dass alle Shows und Paraden ausfallen würden, um der Pandemie Stufe 2 nachkommen zu können, dass nicht mehr als 1000 Leute gleichzeitig am selben Ort stehen dürfen. Auch in Deutschland wurden bereits Großveranstaltungen abgesagt. Ob wir gedacht hatten, dass es noch schlimmer und ernster werden wird? Nein, darüber haben wir uns tatsächlich, ganz ehrlich gesagt, keine Gedanken gemacht. Lisa erzählte uns noch, wir könnten kostenlos stornieren und den Urlaub verschieben, doch wir alle wollten dennoch fliegen, würden wir ja nur auf die Shows und Paraden verzichten müssen.

Gesagt getan, bereits Freitag Morgen in der Früh am Flughafen erfuhren wir, dass das Disneland am Sonntag, 15.03.20, vorübergehend schließen würde. So ein Mist aber gut, safety first. Dann würden wir eben den letzten Tag in den Shops und im Hotel verbringen, Schwimmsachen hatten wir ja alle im Koffer. Ein- und Ausreiseverbote? Das war in unseren Köpfen noch weit entfernt. Wie sollte man dies auch einschätzen können? Immerhin hatb es eine solche Situation noch nie gegeben.

Am Flughafen und im Flieger war alles ruhig, Flüge gingen wie gewohnt, nur einzelne wurden gecancelled. Niemand trug einen Mundschutz, es wurde keiner gesundheitlich durchgecheckt und es gab auch keine Zettel zum Ausfüllen über den aktuellen Gesundheitsstand. Als wir in Paris landeten, waren wir 6 tatsächlich die einzigen an der Gepäckausgabe und unsere 6 Koffer die einzigen, die heraus transportiert wurden. Wir amüsierten uns darüber und mal ganz ehrlich, wann wird man so etwas je wieder erleben? Unser Shuttle Service Fahrer wartete freudig am Terminal, nun sahen wir die ersten Menschen mit Mundschutz dort sitzen. Ein ungewohntes Bild, immerhin sind wir doch in Europa, hier gibt es keine Luftverpestung wie in China und die Vorstellung, dass tatsächlich gerade ein aggressiver Virus durch die Welt geht, der für viele Menschen tödlich ist, das war immer noch so weit entfernt in unseren Köpfen. Wir freuten uns auf der ersten Tag im Disneyland!

Als unser Shuttle vor dem Disney's Newport Bay Club Hotel hielt, war von einer Pandemie keine Spur. Niemand trug einen Mundschutz oder Handschuhe, alle Menschen unterhielten sich fröhlich, Kinder liefen ins Prinzessinnen Kleidern und Kostümen durch die Gegend. Das Personal begrüßte uns freundlich, gleich in der Empfangshalle kam uns Donald Duck die Hand. Wir stellten uns an die Rezeption und bekamen unsere Karten, die uns die nächsten Tage aufs Zimmer, in die Parks und Restaurants lassen würde. Was auch immer da draußen in der Welt gerade geschieht, wir sind nun im Disneyland, the happiest place on earth. Kurz gingen wir shoppen und kauften uns den Photopass für die nächsten 3 Tage, auf den die gesamten Fotos der Fahrgeschäfte und Charaktere-Treffen gespeichert werden. Wir packten noch einmal unsere Rucksäcke fertig für den Park und starteten einen schönen Spaziergang bei wundervollem Wetter.
Wir schlenderten durch das Disney Village mit seinen zahlreichen Shops, Restaurants und Bars, direkt zum Disneyland Park. Die Studios würden wir am kommenden Tag erforschen, heute wollten wir uns voll und ganz auf den Park mit dem brühmten Schloss konzentrieren. Für mich war es das 3. Mal, vor dem Parkeingang zum Disneyland zu stehen. Wir rechneten zwar dennoch mit Besuch im Park aber dass es trotz der Corona-Krise noch so viele Menschen sein würden, das überraschte uns sehr. Gut, im Verhältnis zum normalen Betrieb war es selbstverständlich weitaus weniger aber ansonsten war hier nichts von einer angehenden Katastrophe zu spüren.
Im Park angekommen, beschlossen wir zunächst einmal die Attraktionen zu fahren, bevor wir uns auf die Shops und Geschäfte stürzen würden. Gesagt, getan, doch als erstes ging es natürlich die Mainstreet hinunter auf das Disney Schloss zu. Dort stoppten wir für Fotos und genossen die strahlende Sonne, während der Rest unserer Clique die Achterbahn Hyperspace-Mountain fuhr. Ich verzichtete auf die Achterbahn, da ich es nicht riskieren wollte, dass mir übel wird und es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Soltan hatte es in der Zeit schwierig, eine Stelle zu finden, an dem er rauchen konnte, denn im gesamten Disneyland herrscht Rauchverbot außer an den dafür vorgesehenen Orten.
Wir genossen unsere erste Themenfahrt "Its a Small World", die an Kitsch kaum von etwas auf der Welt übertreffen werden kann und ich rechnete ja damit, dass meinem Mann die Augen ausfallen würden aber nein, begeistert filmte er die ganze Fahrt. Die Tage vor dem Urlaub hieß es nämlich noch: "Oh, was soll ich denn da." und "Das ist doch nur für Kinder." Der erste Eindruck also, wie das Disneyland auf ihn wirkte: Etwas Neues, etwas Besonderes. Auch besonders war, dass es überall Desinfektionsspender gab. Das ist uns schon im Hotel aufgefallen. An jedem Eingang, jeder Säule und an jedem Thresen und jeder Kasse findet man einen Desinfektionsspender. So zog sich das auch durch den ganzen Park und an jedem Einstieg einer Attraktion, sowie an jedem Ausstieg gab es die Möglichkeit, sich zu desinfizieren, was wir begeistert nutzen. Es war jedoch noch kein "Wir MÜSSEN uns desinfizieren", sondern meist noch ein gewitzeltes: "No Cornona"
Nach der Themenfahrt zogen wir unseren ersten Fastpass, den wir auch ganz einfach mit dem Scannen unserer Disneyland Karte bekamen. Somit hatten wir dann ein Ticket zu einer bestimmten Zeit für die Attraktion "Peter Pans Flight" und mussten uns nicht in der Warteschlange anstellen. Die Zeit nutzen wir um mit der Piratenfahrt "Pirates Of The Carribean" zu fahren, wo wir tatsächlich überhaupt nicht warten mussten. Ob wir das Disneyland je wieder so leer sehen würden? Vermutlich nicht. Danach trafen wir auf die Charaktere Hook und Smee von Peter Pan. Mit Smee machten wir auch ein Foto gemeinsam, allerdings weigerten sich die Mitarbeiter fremde Handys in die Hand zu nehmen und somit blieb nur die Möglichkeit, ein Selfie zu machen oder eben einer aus der Gruppe schießt das Foto. Nach der Fahrt "Peter Pans Flight" zogen wir das nächste Fastpass Ticket für die Achterbahn "Big Thunder Mountain" und nutzen die virutelle Anstehzeit für die Geisterbahn "Phantom Manor", die für uns immer wieder ein Highlight ist, da dort mit speziellen Hologrammen gearbeitet wird, die die Figuren tatsächlich als echte Geister erscheinen lässt. Danach und nach, bis dahin, geschätzten 20 Desinfektionen, fuhren wir mit der Achterbahn. Soltan war total begeistert, obwohl er sich ja nach der Achterbahn in Kairo nie wieder mehr in solch einen "Zug" setzen wollte.
Das Disneyland ist voll mit Ständen und Shops, in denen man nach Herzenslust stöbern kann und somit zog es auch uns in einen Laden nach dem anderen, nachdem wir alles Wichtige gefahren sind und die restlichen Dinge am Samstag oder Sonntag fahren wollten, denn das Disneyland gab offiziell bekannt, dass der Park am Sonntag, 15.03.20, erst nach Parkschluss um 22:00 Uhr schließen würde. Niemand ahnte zu dem Zeitpunkt, dass das Ganze noch völlig ausarten würde. Es kam wenig später, als wir noch schnell "Darth Vader" von Star Wars trafen, eine Aussage, dass die Parade leider aufgrund der aktuellen Situation ausfallen muss. Gut, das wussten wir ja schon vorher und die ganzen Mitarbeiter hatten es uns auch schon behutsam mitgeteilt. Der Park hatte regulär bis 18:30 Uhr geöffnet, da wir jedoch das Restaurant im Hotel auf 18:00 Uhr reserviert hatten, verließen wir schon gegen 17:00 Uhr den Park und machten uns auf den Weg zurück zum Hotel. wir alle hatten gute Laune, die Sonne ging langsam unter und wir freuten uns riesig aufs Abendessen und den nächsten Tag.
Das Abendessen in unserem 4-Sterne Hotel war absolut spitze. Ein Getränk hatten wir in unserer Halbpension inklusive und das Buffet hatte wirklich einiges zu bieten. Als Vorspeise hab es Scampis & diverse Salate, als Hauptspeise eine große Auswahl an verschiedensten Gerichten von Ente über Fisch bis hin zu Kartoffeln und Nudeln, jedoch mit feinem Pesto zurecht gemacht. Das Highlight war aber das Dessert, denn da gab es, passend zum aktuellen Motto "A Frozen Celebration", diverse Leckereien in Frozen Optik. Und die sahen nicht nur toll aus, sondern sie haben auch richtig gut geschmeckt! Nach dem Abendessen sind 2 unserer Freunde, sowie Soltan und ich, noch mit dem Zug in ein nahgelegenes Einkaufszentrum gefahren, um einzukaufen und das war wirklich eine Herausorderung. Nicht nur, dass natürlich passend zur Situation manche Regale leer waren, gab es schon die ersten Menschen, die sich bis oben hin mit Klopapier etc. eindeckten. Und diese standen an der Kasse zu genüge vor uns. Da wird einem auch erst einmal bewusst, wie schnell eigentlich unsere Kassierer arbeiten. Wir standen locker 20 Minuten an der Kasse an, bis uns eine nette Dame darauf aufmerksam machte, dass wir mit unseren 5-6 Teilen an die Schnellkasse können zum Selberscannen. Als wir den Einkauf endlich hinter uns hatten, desifnizierten wir uns als erstes die Hände und schlenderten auf dem Weg zurück zum Hotel noch einmal durch die Shops im Disney Village. Hätten wir da schon geahnt, was uns am nächsten Tag für eine Nachricht erreichen würde, hätten wir wohl Vieles noch schnell gekauft.

Das Disneyland hat geschlossen!

Morgens um 7:00 Uhr klingelte mein Wecker. Mein erster Griff ging auf mein Blutzucker-Messgerät, schnell messen und mit halb geöffneten Augen auf den Display starren, da hockte plötzlich Lisa neben mir: "Das Disneyland hat geschlossen, ich war eben an der Rezeption." "Was? Wieso?" Ich konnte es nicht glauben, gleichzeitg hab ich es halb verschlafen noch gar nicht richtig auffassen können. "Werd erstmal wach, ich kümmere mich um einen Rückflug." Was zur Hölle geht da vor? Lisa klopfte an der Tür vom anderen Zimmer, da wir eine Verbidnungstür hatten war das wirklich optimal. Als ich richtig zu mir kam ging ich auch ins andere Zimmer rüber, wo gerade besprochen wurde, was wir nun machen. Erster Einfall: Flug umbuchen! Denn jetzt war es tatsächlich realisitsch geworden. Frankreich hat über Nacht Pandemie Stufe 3 ausgerufen, ab jetzt dürften keine Parks mehr öffnen und in alle Läden nicht mehr als 100 Leute gleichzeitig raus. Eins war nun sicher: Sie würden die Grenzen und Flughäfen dicht machen und das kann ja nun bekanntlich viel früher geschehen als erwartet. Nach 30 Minuten in der Warteschleife von AirFrance legten wir auf und kümmerten uns um PlanB: "Einen anderen Flug buchen". Knapp 1,5 Stunden nach dem Aufstehen hatten wir für uns alle einen Rückflug bekommen, schon um 14:20 Uhr. Schnell riefen wir unseren Shuttle Service Fahrer an, der uns bestätigte, er würde uns um 11:00 Uhr abholen. Wir frühstückten schnell und wollten dann noch einmal ins Disney Village, um ein paar Fanartikel zu kaufen. Denn bis wir wiederkommen würden, würde es sicherlich noch dauern. Eventuell 2021? Hoffentlich wiederholt der Park sein Frozen-Event.

Vor den Läden wurde dann das Ausmaß der Pandemie Einschränkung deutlich. Warteschlangen bildeten sich vor den Läden, alle Menschen wollten noch schnell durch die Shops stöbern, jedoch wurde akribisch abgezählt, dass nur maximal 100 Leute in einem Shop sind. Als wir wenig später im Shuttle saßen, konnten wir die ganze Situation noch immer nicht verstehen, das war alles so unrealistisch, so weit entfernt. Am Flughafen in Paris sahen wir nun erheblich mehr Menschen mit Mundschutz durch die Gänge laufen, fast jeder 4. würde ich sagen. Dennoch herrschte keine Panik oder Hektik. In das Flugzeug kamen wir auch nur noch in verschiedenen Gruppen. Der einzige Flieger, den wir noch so schnell bekamen, war ein Lufthansa Flug über Frankfurt nach Hannover. Auch in Frankfurt sahen wir nun mehrere Menschen mit Mundschutz. Was ist da nur über Nacht geschehen? Die Zahlen der Infizierten steigen, in Frankreich von Freitag aus Samstag um 800 und auch in Deutschland um mehrere hundert. Auch bei uns ist es nun angekommen, es ist ernst. Keiner von uns hatte Sorge oder Angst, wir könnten uns angesteckt haben, aber die Vorsicht steht nun, zum Wohle aller Menschen, an erster Stelle. Wir waren froh, wieder bei unserer Familie zu sein, auch wenn wir dem abgebrochenen Urlaub noch immer hinterher trauern. Waren wir wirklich im Disneyland? Irgendwie schon, irgendwie war es aber auch wie in einem Traum.

Wie dem auch sei, wir kommen wieder! Und hoffentlich ist diese Krise und das Virus bald besiegt! Es wird Zeit, dass die ganze Menschheit nun zusammen hält und vielleicht ändert das ja das Miteinander der Menschen zum Positiven. Ich habe jetzt erst einmal 1 Woche Arbeitsverbot, danach gibt es Home-Office also heißt das so viel wie: Gartenarbeit und Zeit mit der Familie. Bleibt gesund und seid vorsichtig. Auch wenn wir keine Risikogruppe sind, für unsere Eltern kann es gefährlich werden, für unsere Großeltern tödlich. Lasst uns alle gemeinsam hoffen, dass das ganze schnell vorbei geht.

Unsere Freunde haben unseren Trip auch wieder auf Video festgehalten. Da bekommt ihr einen super Einblick, was wir in den knapp zwei Tagen erlebt haben:



Bis zum nächsten Mal,
eure Lolo

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