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Unser Traum-Badezimmer

30. März 2020

Ein Wettlauf gegen die Zeit

Schon seit langer Zeit waren meine Oma und ich uns einig, dass sie eine neue Dusche in ihrem Badezimmer bräuchte, da sie nach mehreren Operationen am Rücken sehr stark in ihrer Mobilität eingeschränkt ist. Ihre Krankheit COPD macht es ihr zusätzlich so gut wie unmöglich, noch in ihre Dusche zu steigen. Da sie nun im November für einen Monat und direkt nach Neujahr wieder ins Krankenhaus musste, wusste ich, dass die häusliche Pflege mit so einer alten, kleinen Dusche kaum möglich sein würde.
Das größte Problem einer älteren Dame ist natürlich, dass es ein bestimmter Aufwand ist, ein Badezimmer komplett neu zu gestalten oder wie meine Oma es geplant hatte: Eine neue Dusche und ein neuer Fußboden (sie hat ja noch genügend weiße Fliesen). Der ganze Dreck, die Unordnung und das unbenutzbare Badezimmer waren jedoch Hindernisse, weswegen wir dies nicht schon früher in Angriff genommen hatten. 
Als meine Oma dann nach mehreren Wochen die Information bekam, sie würde in 5 Tagen für 3 Wochen zur Rehe kommen, blinkten bei mir die Lämpchen auf. Schnell rief ich einen Bekannten an, der im Sanitär- und Heizungsbau-Bereich tätig ist und erzählte meine spontane Idee. Ja, einige Menschen warten Monate auf einen Handwerker, ich brauchte mehrere innerhalb von 2 Tagen spontan für die nächsten 3 Wochen. Ob das ein guter Plan ist? Aber ich war mir sicher: Jetzt oder nie! 
Zunächst einmal schmunzelten sie alle, als ich meine Idee demonstrierte. Auch meine Familie war sich nicht sicher, ob das alles so schnell und reibungslos funktionieren würde aber ich wurde von einem Gedanken angetrieben und zwar, es zu Hause für meine Oma so schön und leicht zu machen, wie es nur geht. Wir alle haben nun durch ihre Lungenentzündungen & Lungenembolie gesehen, wie schnell es vielleicht zu Ende sein kann, wie kostbar daher jeder Tag ist. Und nichts ist wertvoller, als die letzten Tage, Wochen, Monate so schön wie möglich zu machen. Und ich bin mir nach wie vor sicher: Ohne diesen Umbau würde sie es nicht lange zu Hause aushalten.

Es gelang uns tatsächlich innerhalb von 2 Tagen einen Klempner, einen Fliesenleger, einen Maler und eine Firma zu arrangieren, die sich gemeinsam um unser Projekt kümmerten. Der erste Schritt war einfach: Alles raus! Dazu kam innerhalb von einem Tag ein Container in unsere Einfahrt und im Nu wurde alles klein gehauen, schmutzig und staubig. Oberste Priorität hatte nun: Klappe halten, damit Oma das nicht mitbekommt. 

Für den Grundriss waren wir uns auch schnell einig: Bidet weg, begehbare Dusche hin, neue Toilette und neues Waschbecken, fertig. Weil ich der Meinung war, ich möchte alles komplett neu und schön haben, rissen wir auch noch spontan die Holzdecke raus.
Nun ging es jedoch an die Design Frage. Welche Fliesen? Welche Größe? Welche Farbe? Welcher Stil? Natürlich durchforstete ich Pinterest und erinnerte mich an ein Bild, welches mich farblich schon einmal begeistert hat und zwar waren das Creme- und Sandtöne in Verbindung mit lila Dekoration. Die Auswahl der Fliesen fiel letztendlich dann tatsächlich nicht schwierig, da wir sogenannte R10 Fliesen brauchten, damit die Krankenkasse ihre Zuschüsse gibt. Und besonders rutschfeste Fliesen können ja nicht schaden. Gut, am Ende sind es dann die wohl teuersten Fliesen im ganzen Baumarkt geworden aber zur Auswahl an R10 Fliesen gab es 4 und in meinen gewünschten Farben tatsächlich nur diese einen, die mir gefielen. Dann kam natürlich die Lieferzeit, denn für den Boden wollte ich unbedingt 60x60 Fliesen, da ich die super schön finde, die man allerdings auch bestellen musste. Lieferzeit 2 Wochen. Ohje, ganz schön knapp aber gut, das wird schon! Alle restlichen Fliesen haben wir zurücklegen lassen bzw. reserviert, damit wir sie mit einem größeren Auto abholen konnten. Für die begehbare Dusche haben wir uns für ein Mosaik entschieden, auf Empfehlung des Fliesenlegers und es war die absolut richtige Entscheidung. Nach dem Kauf war ich mehr als glücklich. Soltan konnte in der Zeit noch wenig Begeisterung ausüben, er ließ mich eben machen, da er mittlerweile genau weiß, es dauert bei mir nicht lange und ich habe eine direkte Vorstellung davon, wie es einmal werden soll.
Aber Vorsicht, wenn ihr jetzt denkt, das wäre alles ja wunderbar und easy gelaufen, nene, es war so eine richtige Baustelle mit allem drum und dran. Das erste hat länger gedauert als das andere, dann hat sich das andere verzögert usw. Und dann findet mal einen Waschtisch, der weniger als 3 Wochen Lieferzeit hat, fast unmöglich! Und da muss ich sagen, hatte ich echt Entscheidungsprobleme. Es sollte nicht das Billigste sein aber auch keiner dieser Waschtische über 1,000€ und 1,000€ ist bei Waschtischen ja gewiss nicht viel. Am Ende haben wir ein Set aus Waschtisch, Waschbecken und Spiegelschrank für 800€ gefunden und bestellt. Lieferzeit sollte 5-7 Werktage betragen. Wenige Stunden nach Kauf dann die Nachricht: Es wird voraussichtlich in 2 Wochen geliefert. Um Gottes Willen! Was für ein blöder Plan, ein Badezimmer in nur 3 Wochen zu sanieren!
Doch es musste weitergehen. Der Sockel über der Toilette und damit gleichzeitig die Trennwand zur Dusche wurde fertig gebaut, die Bodenfliesen wurden raus gerissen und der ganze Boden mit Estrich-Beton ausgegossen. Die Wandfliesen sollten außerhalb der Dusche an der Wand bleiben, da wir das Badezimmer im modernen Stil nur halbhoch fliesen würden.
Der nächste Schritt war dann die Arbeit des Fliesenlegers, der alles abdichtete und die Sitzbank in der Dusche mauerte, da wir alle der Meinung waren, es wäre definitiv die beste Variante für sie. Da sollte ich mich dann auch entscheiden ob Eckbank oder an der Seite oder wie oder was und entschied mich dafür, sie direkt unter der Dusche zu machen mit einer Dusch-Armatur, die etwas mehr zur Wand hin hängen würde, damit man direkt daneben sitzen kann. 
Währenddessen verschob sich der Reha-Aufenthalt meiner Oma um eine Woche und obwohl wir sie so gerne wieder bei uns haben würden, waren wir echt froh, dass dies eingetroffen war, denn so hatten wir noch eine Woche mehr Zeit für den Umbau!
Als Nächstes kam dann die Frage auf, ob ich eigentlich jemanden hätte, der mir die Decke einbauen würde... huch, daran hatte ich ja noch gar nicht gedacht! Gott sei Dank haben wir gerade neue Nachbarn bekommen, die schon seit Wochen in ihrem neuen Haus herumwerkeln und quasi eine komplett Sanierung machen. Zufälliger Weise der Sohn eines alten Bekannten meines Vaters, der die Straße runter wohnt (Wir haben ja früher auch hier im Haus gewohnt). Ein bisschen Smalltalk hier, eine nette Nachbarschaftsgeste da und schon bot der Schwiegervater des jungen Mannes an, uns bei der Decke zu unterstützen. Zum Glück geschah das auch alles vor der Corona-Krise bzw. als alle Läden und Baumärkte noch auf hatten.Wir benötigten nun also nur Rigips-Platten und Schrauben. An Werkzeug hatten wir ein Cuttermesser und eine Stichsäge im Haus, da wir die Holzlatten versetzen mussten. Das war eine anstrengende aber auch "leichte" Arbeit, die man auch ohne viel Vorwissen hinkriegen könnte, eben nur mit etwa Geschick, mehreren Händen zum Halten und einem guten Auge zum Ausmessen. Der Mann von Nebenan hatte auch glücklicherweise einen Lochbohrer zur Hand, mit dem er die Kreise für die Lampen ausbohren konnte. Ich würde mal schätzen, wir haben ca. 3-4 Stunden dafür gebraucht.
Während der Fliesenleger nun loslegen konnte, machte sich auch der Maler an seine Aufgabe, die Wände sowie die Decke zu verputzen, zu schleifen und zu streichen. Zwischendurch kam auch ein Elektriker spontan vorbei, der uns noch schnell die Steckdose versetzte und eine Doppelsteckdose draus macht. Das alles hat sich bis jetzt aber auch Wochen in die Länge gezogen, also es ging nicht klack, klack, klack, sondern richtig Endspurt hatten wir nun seit ca. 9 Tagen, als es erst hieß, meine Oma würde am 22.03. von der Reha nach Hause kommen, dank einer Verlängerung dann aber doch erst am 29.03. und ja, die letzten Handgriffe sind tatsächlich erst kurz vorher fertig geworden aber dazu gleich mehr. Ich war jedenfalls direkt noch begeisterter von den Fliese als schon zuvor und konnte mich gar nicht mehr satt sehen. Das wird Oma gefallen! Davon war ich die ganze Zeit mehr als überzeugt von.
Und selbstverständlich hatten wir nebenbei auch regen Schriftverkehr und Telefonate mit der Krankenkasse, der Beihilfe, der Firma usw.
Nachdem nun alle Fliesen an ihrem Platz waren, wurde ordentlich verfugt. An den Wänden nahmen wir dafür einen hellen Ton namens Jasmine, ebenso das Silikon an den Wänden und für den Boden nahmen wir einen Grauton, um das Ganze ein wenig farblich abzuheben. Und, könnt ihr euch das nun auch schon richtig gut vorstellen? Das ist wirklich wahnsinn, wenn nach so vielen Tagen Baustelle ganz plötzlich endlich was sichtbar wird also optisch schön. Nebenbei war es nun auch an der Zeit, die ganze Wohnung wieder auf Vordermann zu bringen, denn der Dreck und der Staub war wirklich überall, fragt nicht nach Sonnenschein!. Und nun wurden ja auch alle Läden und Baumärkte geschlossen also hatten wir wirklich extrem viel Glück!
Nun war also alles bereit für den Einbau der Sanitäranlagen sowie unser Waschtisch-Set, was Soltan und ich zwei Tage zuvor schon gemeinsam zusammen gebaut hatten und da muss ich ja sagen, dass ich den Ton angebe und er eher so der handlanger ist, der mir die verschiedenen Dinge reicht. Ich geb so etwas echt nicht gerne aus der Hand, weil wenn ich etwas falsch mache, dann kann ich mich über mich selbst aufregen und wenn wer anders etwas falsch macht, dann bin ich da echt lange Zeit sauer wegen. Und ich habe jahrelang immer all solche Dinge alleine aufgebaut, da ist es natürlich auch schwierig, es jemand anderem zu überlassen. Und ja, auch typisch ich, steht natürlich schon Deko im Badezimmer, bevor überhaupt Toilette und Dusche angeschlossen ist. Und diese wunderschöne Leinwand hab ich richtig günstig über Ebay gekauft, da find ich die Farben einfach so mega schön. 
Jetzt am Samstag habe ich meiner Oma die ganze Aktion gebeichtet und ihr mitgeteilt, dass sie am Sonntag in ein neues Badezimmer kommen könnte, alles auf sie abgestimmt. Höhe der Toilette, Breite des Duscheingangs (breit genug für einen Duschrolator) und sogar die DuschAarmatur habe ich so ausgesucht, dass sie leicht und unkompliziert zu bedienen ist. Ich glaube, meine Oma wird das tatsächlich erst realsieren, wenn sie das Bad betritt. Leider kam sie am Sonntag erneut ins Krankenhaus anstatt nach Hause aber wenn sie nach Hause kommt, dann muss sie sich keine Gedanken mehr darum machen, wie sie mit der Hygiene zurecht kommt. 

Das ganze Bad hat nun ungefähr insgesamt 10.000€ gekostet, wovon die Krankenkasse einen Zuschuss von 4.000€ genehmigt. Der Betrag, den wir aus eigener Tasche zahlen müssen beläuft sich somit auf ca. 6.000€ und das ist doch mehr als super für ein komplett neuen, modernes und behindertengerechtes Badezimmer. 
Und ja, natürlich profitieren auch wir davon, wenn wir eines Tages die Wohnung übernehmen werden und hier kommen deswegen noch einmal für euch die schönsten Final-Fotos.

Eure Lorena

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