2020 sollte perfekt werden. Wir wollten so Vieles mit meiner Oma unternehmen, jetzt wo wir zusammen lebten.
Unseren ersten gemeinsamen Urlaub im Disneyland mit unseren besten Freunden.
Unsere Hochzeit mit freier Trauung, schnulzigem Brautsong, Prinzessinnenkleid, Hochzeitssong von Adel Tawil, nachdem wir dort gemeinsam zum Konzert waren, die Flitterwochen danach in unserem
Hotel, dort wo alles begann, es hätte so magisch werden können. Stattdessen mein heftiger Schicksalsschlag, meine geliebte Oma stirbt, die Traumhochzeit abgesagt, der Urlaub storniert. Wie ein Loch, dass sich immer weiter öffnete, nur um mich mit voller Wucht hinein zu saugen. Die Welt passierte wie in einem Film. Kontaktverbot? Mir egal. Kindergarten geschlossen? Mir egal. Hobbys finden nicht statt? Mir egal. Was auch immer da mit mir geschah, ich war irgendwie nicht dabei. Wie sehr liebte ich es die Jahre zuvor, die Tage zu zählen und mich auf meinen Urlaub zu freuen. Das war nun tot. Meine Freude war tot, mein Herz glich einer schwarzen Dunkelheit, die Tag für Tag mehr von mir fraß. Ich wollte raus, ich wollte an den Ort, an dem ich wieder Liebe empfinden konnte. Doch er war plötzlich so unerreichbar.
2021 war uns klar, dass wir es erneut versuchen wollten. Ich weiß, dass ich 2018 darüber schrieb, dass es mich künftig wohl nicht mehr ins Solaya ziehen würde. Ich lag falsch. Umso mehr ich mich auf den Urlaub 2020 freute, desto mehr wusste ich auch, ich will an keinem anderen Ort lieber sein. Natürlich schauten wir zwischendurch auch mal nach Urlaub in Marokko, Kenia, Griechenland, Spanien, Portugal,... all das, was man sich ganz schön und interessant vorstellt. Ganz unverhofft, ungebunden. Doch irgendwie springt kein Funke über. Irgendwie drängt sich dieses eine Hotel immer wieder in den Fokus, dieses Hotel, was "Zuhause" bedeutet. Und nennt mich gerne verrückt, bekloppt, dämlich, kurzsichtig, dieses ganz bestimmte Gefühl, was ich an diesem Ort empfinde, das gibt es nirgends. So manch einer sagt, er kann nicht beschreiben, was er beim Reiten empfindet auf einem Pferd. Manch einer sagt, wenn er wandern geht, dann fühlt er ein außergewöhnliches Gefühl. Und bei mir ist es dieses Hotel. Ich vermisse die Menschen dort, ich vermisse die Plätze, die mich alle mit etwas aus der Vergangenheit verbinden. Im Hotel anzukommen heißt "Urlaub ab Minute 1". Ich weiß, wo mein Zimmer ist, ich brauche keine Einweisung in den Tagesablauf, wo die Restaurant sind, kenn die Shows, und schleuder nur schnell meine Sachen aufs Zimmer, bevor ich an die Poolbar renne. "Ich geh mal eben da hin." Klar, jeder von uns weiß sofort, wo das ist. Wir kommen hier an, als wären wir nie weg gewesen. Das ist fast magisch, unbeschreiblich, frei. Seit 2017 war es dann für mich am schönsten, in die strahlenden Augen meines Mannes zu blicken. Verklemmt die Hand geben, unauffälliges Küsschen links und rechts. Jetzt würde der Urlaub anders werden, unser erster Hotelurlaub gemeinsam. Ich muss sagen, ich steh nicht gerne im Mittelpunkt. Spot on - Hilfe, ich muss weg! Aber wenn man mich so ganz unauffällig als Kleopatra persönlich behandelt, mir Extrawürste zuschmeißt und einschmeichelnd mein Lieblingsessen serviert (obwohl es nicht mehr auf der Karte steht), dann bin ich doch die letzte, die Nein sagt. Ehrlich gesagt, ich genieße das ohne Ende. Denn hier bin ich von 6:00 - 20:00 Uhr nur am arbeiten, machen, kümmern, laufen, erledigen... ihr kennt das. Und dann dort so zu 100% betüddelt zu werden, ganz ehrlich, das hat man sich doch auch verdient. Dabei freundlich zu bleiben, höflich ohne zu mäkeln und motzen, bodenständig, dankbar... das macht doch eine gute Mischung. Ich denke, wir sind gute Gäste für das Hotel und das Hotel ist für mich: Luxusurlaub. Ich kann es kaum erwarten.
Gebucht haben wir Anfang 2021 für August 2021 mit TUI. Die besten Flugzeiten von Hannover (30Min von Zuhause) nach Marsa Alam (5 Minuten zum Hotel). Kostenlos stornierbar bis 14 Tage vor Anreise und dazu noch fein die TUI Goldcard gekauft, um 30kg Gepäck pro Person und andere Vorteile zu haben. Nun, natürlich wussten wir, dass wir eventuell coronabedingt stornieren müssen. Dass TUI allerdings UNS storniert, das schimmerte erst gegen Anfang Juni durch, dass das in Betracht des Möglichen gezogen werden kann. Also suchte ich wie verbissen nach einem PLAN B. Ich. Fliege. In. Dieses. Hotel. Problematisch wird es allerdings im Hinblick auf den Geldbeutel. Natürlich teurer, natürlich beschissene Flugzeiten und jetzt tatsächlich von Frankfurt (3,5h von hier) nach Hurghada (2,5h vom Hotel). Aber wie heißt es so schön: Um jeden Preis. Und jetzt sitze ich und während ich das so vor mich hin tippe, hoffe ich nur zu sehr, dass nicht wieder etwas dazwischen kommt. Kein drittes Mal, ich will endlich wieder dort sein. Ich will Urlaub haben, mich frei fühlen und dieses Gefühl spüren, welches ich nirgends sonst auf der Welt spüren kann. Und dieses Mal wird es tatsächlich das letzte Mal Pauschalurlaub werden, denn die kommenden Jahre werden wir nur noch Flug buchen und dann die Familie besuchen und spontan ein paar Tage ans Meer. Vielleicht Hotel mit All In, vielleicht Ferienwohnung. Aber 2 Wochen Pauschalurlaub... das werden wir wohl mit diesem Urlaub abschließen. Gemeinsam mit meiner Mutter und Schwester, wie vor 7 Jahren zum ersten Mal an diesem Ort.
Wenn wir dann wieder nach Hause kommen, haben wir beide noch eine Woche Urlaub, bevor es für mich mit dem alltäglichen Wahnsinn und der Eingewöhnung der neuen Kinder weitergeht. Und Soltan beginnt im September seine 3,5-Jährige Ausbildung. Das wird für ihn anders, ungewohnt und ich glaube, ich werde am Abend auf einen völlig ausgelaugten und müden Mann treffen (also so wie ich 😁). Das wird eine harte Zeit und eine noch härtere Umstellung. Aber wenn man etwas will, dann schafft man es auch. Und nur, weil meinem Mann höhere Bildung verwehrt blieb (bezogen auf Schulbildung, Studium, Abitur,...) , heißt das ja noch lange nicht, dass er dumm ist. Das wird er ganz bestimmt hinbekommen, auch ohne deutschen Schulabschluss. Ich denke, dass er mit seiner sympathischen, offenen und fleißigen Art viel Unterstützung und Zuspruch vom Unternehmen und der Schule bekommen wird. Aber wir werden sehen.
Ich hoffe, dass ich im Urlaub Zeit finde, an meinem neuen Buch weiter zu arbeiten. Es ist schön, dass ich keinen Druck habe, denn ich muss ja nichts verkaufen. Viel mehr geht es für mich darum, authentisch zu bleiben und jeder Hobby-Schriftsteller, der aus Leidenschaft schreibt, der lässt sein Herz schreiben. Vermutlich ist das auch oft der Unterschied bei Buchreihen zwischen dem ersten und den weiteren Teilen. Meistens sind die ersten auch die besten, da sie voller Leidenschaft von Herzen geschrieben wurde. Danach geht es dann nur noch um eine realistische, sinnergebende Fortsetzung, die dies und das und jenes erfüllen muss und bloß rechtzeitig bis Tag X fertig gestellt sein muss. Das kann doch meist gar nicht so gut sein, wie beim ersten. Und dazu noch der Druck, dass es mindestens genau so erfolgreich wird... nein, danke. Wenn ich mich dann also vor der Mittagshitze verkrieche oder an der Poolbar im Schatten meine Drinks genieße, dann tippe ich vielleicht ein paar weise Worte auf meine Word Datei, dessen Titel ich bei jedem erneuten Öffnen wieder ändere.
Bis dahin wünsche ich euch einen wundervollen Start in den Sommer!
Eure Lorena