Ein Projekt für uns Hobby-Heimwerker
Nur 7 Wochen haben wir benötigt vom Abriss der ersten Holzlatte bis zum Ramadanfest im neuen, fertigen Gartenhaus. Wie kommt man auf so eine blöde Idee? Nun, ganz ehrlich, ich habe Ablenkung gebraucht. Der Verlust meiner Oma traf mich schwer. Ich war irgendwo zwischen "Für sie ist es das Beste" und "Warum nur?!". Zudem fiel ich in eine Art Loch der Sinnlosigkeit. Ich wusste nicht mehr, was ich mit mir anfangen sollte. Nichts machte mehr wirklich Spaß und das wurde durch Home-Office und "Stay-Home" erst recht nicht besser. Als ich dann aus Langeweile auf Ebay Kleinanzeigen herumstöberte und bei Pflastersteinen gelandet bin, hab ich welche direkt in der Nähe gesehen, die auch noch "zu verschenken" waren. Der Plan mit dem Gartenhaus steht schon seit Ewigkeiten, denn für mich ist seit Jahren schon klar, dass ich das Haus meiner Oma eines Tages kaufen werde und somit sind Zukunftspläne und Wunschträume ja auch relativ begründet. Wie dem auch sei, ich brauchte Ablenkung. Die Steine waren im Nu besorgt, ebenso wie die Erstausrüstung und wir begannen mit dem Abriss. Meine Familie schüttelte leicht den Kopf. Was haben die sich da nur vorgenommen? Man wird ja leicht unterschätzt als Frau, der Nachbar, der unseren Umbauch beobachtet hat, hatte auch immer viele lobende Worte für meinen fleißigen Mann, was der alles kann. Mich hat er dabei wohl glatt übersehen, huch. Aber alle hochgezogenen Augenbrauchen der Welt halten mich bekanntlich nicht davon ab, das was ich mir in den Kopf gesetzt habe, auch durchzuziehen. Ich nehm euch mit, auf eine kleine Reise des Umbaus inkl. Handwerkertipps.
Der Abriss:
Natürlich beginnt jede Sanierung und jeder Umbau zunächst mit dem Abriss des Alten. Ich habe schon immer zu meiner Oma gesagt: Irgendwann kommt diese ganze dunkle Holzverkleidung da raus und aus dem dunklen Loch wird ein heller, freundlicher Raum, an dem die Leute gerne und lange zusammen kommen, wo gemütliche Abende stattfinden und Erinnerungen kreiert werden. Genau dieses Motto stand im Fokus, umrandet von der Tatsache, dass es im ägyptischen "Stil" gestaltet werden soll. Der Abriss bzw. Rausriss der Holzverkleidung war kein Hexenwerk, das meiste löste sich eh schon von alleine. Als auch die Leisten und die Möbel alle aus dem Raum bzw. aus der Pergola entfernt wurden, wirkte alles schon um ein Vielfaches größer.
Das Mauern:
Nachdem wir dann die erste Ladung Steine zu uns transportiert haben, besorgten wir im Baumarkt unsere Erstaustsattung:
1x Baueimer
1x Maurerkübel
1x Mauerhammer
2x Spachtel
8x Putz- & Mauermörtel
1 Sack Mauermörtel ungefähr mit einem Eimer Wasser mixen und rühren, bis der ganze Mörtel nass und matschig ist. Ganz ehrlich, wir hatten keine Ahnung, welche Konsistenz der Mörtel haben muss, sondern haben einfach drauf losgelegt. Einen Tag zuvor hatte ich bereits die Fläche unter dem ersten Stein mit Mörtel begradigt, damit der erste Stein auch richtig schön gerade liegt. Nun ja und dann heißt es eine Menge Lärm und Staub, da wir jeden 3. Stein zu Beginn zurecht klopfen mussten, um den Durchgang zuzumauern. Tatsächlich werden die Steine mit dem Mauerhammer einfach zerkloppt, ganz ohne eine Steinsäge oder Ähnlichem. Natürliche erfordert das vielleicht ein wenig mehr Kraft aber ich hab das auch hinbekommen und auch wenn die Steine nicht exakt gerade waren wie wohl mit einer Säge, wir konnten so super arbeiten und haben echt eine Menge Geld gespart.
So wurde nun wortwörtlich Stein auf Stein gemauert, bis die gesamte Wand geschlossen war. Spontan entschieden wir uns noch dafür, ein kleines, offenes Fenster mit in die Wand zu bauen, damit ein wenig Luft noch hindurch kommen kann. Als die Wände dann geschlossen waren, zogen wir noch die "Wände" für den Eingang, da dieser nicht so riesig sein sollte, wie zu Beginn. Wieder spontan kam uns die Idee, eine Nische für das Feuerholz noch an die Wand mit dran zu mauern, was der Wand zudem auch die nötige Stabilität gibt. Auf der anderen Seite mauerten wir immer 3 Pflastersteine versetzt zu einem Turm hoch, bis zum Deckenbalken. Damit hatten wir nun auch einen "Türrahmen".
Das Verputzen:
Die einzelnen Wände wurden mit ausgiebig viel Mauer- und Putzmörtel verschmiert. Natürlich mussten wir in der gesamten Zeit noch einige Male Mörtel besorgen. Ihr werdet am Ende eine Übersicht bekommen, wie viel Material wir verarbeitet haben. Das Verputzen an sich ist genau so einfach wie das Mauern, wenn man den richtigen Handdreh raus hat und man sich geeinigt hat, dass es nicht absolut glatt werden muss. Richtig ätzend ist allerdings das ewige Mörtel-Anrühren und auch, dass der Mörtel sehr feucht ist und somit irgendwann die Handschuhe aufweicht und die Hände anraut. Das scheint dann irgendwann so, als würden sich die Hände und Finger auffusseln.
Wir haben uns dazu entschieden, dass wir alle Wände noch einmal verputzen, damit die Strukturen überall gleich sind und wir nicht eine ganz glatte, eine gewellte und eine ganz raue Wand haben. Außerdem haben wir auch den Kamin verputzt, zum einen, weil er schon Risse hatte, die wir somit provisorisch geflickt haben und zum anderen, weil es einfach schicker aussieht und auch gestrichen werden sollte.
Hochbeet & Sitzbank:
Nun lässt sich recht gut erkennen, wofür wir etliche Anhänger-Ladungen Steine benötigt haben. Der Plan war nämlich von Anfang an, eine Sitzbank in das Gartenhaus zu mauern, so wie man das auch häufig in Ägypten vorfindet. Die Idee mit dem Hochbeet vor dem Haus kam wieder spontan. Ich erinnere mich echt gerne an die Sitzbank, denn das war wirklich so richtig einfach. Gut, noch leichter wäre es gewesen, wenn man da nicht unbedingt so eine Rundung haben hätte wollen aber der Rest war tatsächlich nur Stein auf Stein und alles hat auch noch exakt gepasst, ein Traum. Dann mussten wir erst einmal warten, bis der Elektriker neue Leitungen verlegt, um anschließend auch innen alles verputzen zu können.
Nachdem der Elektriker die meisten Leitungen neu verlegt hat, konnten wir die Sitzbank zu Ende mauern (das neue Stromkabel mauerten wir quasi mit ein) und anschließend auch schon alles verputzen. Nun sah es wirklich schon richtig nach was aus und nicht mehr nach einem Haufen Steine und "Matsch", wie ich den Mörtel immer liebevoll nenne. Und so ganz typisch Mädchen, hab ich schon mal das Hochbeet zurecht gemacht und bepflanzt, bevor überhaupt irgendetwas fertig ist.
Streichen:
Nachdem alles verputzt wurde, konnten wir zunächst die Holzbalken mit Holzcreme und Holzlasur streichen und anschließend die Wände. Die Farbtöne für innen und außen haben sich zu Beginn stark geähnelt, was auch unsere Absicht war. Da wir den gesamten Innenraum im selben Farbton streichen wollten, entschieden wir uns wieder spontan dafür, den Kamin dann weiß zu streichen. Während der gesamten Streich-Periode musste ich 3x neue Farbe bestellen, da die Vorgabe für wie viel qm der Inhalt reicht, definitiv nicht für verputzte Wände gilt. Jedenfalls hab ich nun erstmal die Nase voll vom Streichen.
Hochbeet:
Da wir noch einige Steine übrig hatten, entschieden wir uns dafür, ein an die Terrasse angrenzendes Hochbeet zu mauern, um es mit Stachelbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren und diversen Kräutern zu bepflanzen. Minze, Zitronenmelisse und Schnittlauch wuchs bereits vorher wild im Garten (die Minze hatte Soltan letztes Jahr irgendwo eingebuddelt) und da wir ja Balou haben, muss eben alles auf eine Höhe, wo es nicht mehr anpinkelbar ist. Ich bin generell ein Freund von Hochbeeten, da ich das auch äußerst rückenschonend finde und schön anzusehen, wenn nicht alles ebenerdig und "gleich" aussieht im Garten. Da darf nun alles ordentlich wachen und blühen und es macht richtig Freude zu sehen, wie unsere Pflänzchen immer größer werden. Nebenbei haben wir auch größere Pflanzen von Omas alter Terrasse nach unten vor das Gartenhaus gepflanzt, da sie dort einfach mehr zur Geltung kommen.
Inneneinrichtung:
Zum Schluss fehlt also nur noch der Feinschliff. Die Lampen kamen an die Decke, die Sitzkissen auf die Bank und die Zierkissen überall verteilt. Ich habe viele Abende vor meinem Handy gehockt und ununterbrochen das Internet nach passenden Teppichen, Kissen hüllen, Tischen usw. abgesucht. Denn eines ist mir äußerst wichtig: Es muss zueinander passen! Letztendlich haben wir sehr schnell alles gefunden, was wir benötigt haben, nur bei den Tischen haben wir uns wirklich schwer getan. Doch auch dafür haben wir am Ende eine Lösung gefunden und zwar haben wir günstige Tische, die die richtige Größe haben, gekauft und diese einfach mit Holzlasur so oft gestrichen, bis sie den gewünschten Farbton angenommen haben. Wir haben tatsächlich alles im Internet bestellt, bis auf Kleinigkeiten wie die roten Decken, die Vorhänge und die bunten Teppiche als Polsterung. Die Deko-Teppiche und die viele passende Deko hat sich im Laufe der vergangenen Jahre und Urlaube in Ägypten bereits angesammelt.
Ramadanfest:
Pünktlich zum Zuckerfest/Ramadanfest ist unser Gartenhaus komplett fertig geworden. Auch die Außenlampen wurden angebracht und wir konnten die Familie zu "unserem" Fest einladen. Als Überraschung für Soltan habe ich das gesamte Gartenhaus mit entsprechender Deko dekoritert. Meine Familie hat die Feier mit Speisen unterstützt, meine Tante und ich haben die arabischen Süßspeisen Kunafa und Baklava gebacken und voller Freude auch an unsere Nachbarn verteilt. Wir sind unglaublich stolz auf das, was wir mit unseren eigenen Händen alles geleistet haben, das Haus ist ein schöner, gemütlicher Raum geworden, wo man sich gerne aufhält, so wie wir es uns gewünscht haben. Und auch mein Papa zeigt immer voller Stolz seinen Freunden, wie das Gartenhaus zu Stande gekommen ist. "Du hast den falschen Beruf gewählt." wird mir immer erzählt. Aber ich bin und bleibe ein Hobbyhandwerker. Ich versuche, alles was geht zu lernen und interessiere mich für vieles. Außerdem sage ich immer: Wenn andere das können, dann schaff ich das auch!
Preisübersicht:
Nun haben mir sehr viele im Laufe meiner Instagram Story Fragen gestellt, wo wir die Lampen her haben oder welche Wandfarbe das ist. Deswegen habe ich jetzt für euch eine Preisliste erstellt und wo wir was besorgt haben:
- Steine: Ebay Kleinanzeigen überwiegend umsonst, die letzten 17m² für 55€
- Maurer- und Putzmörtel: bei B1 1 Sack 40kg für 3,30€
- Ausstattung: B1 Mauerhammer 13,00€, Baueimer 2,00€ & Mörtelkübel 4,50€
- Wandfarbe: Ebay „Schöner Wohnen -My Sanstone“ 37,00€ pro 5L Eimer
- Fassadenfarbe: Caparol Muresko „Sahara 2323“ 10L ca. 170€
- Holzlasur: B1 5L 11,50€
- Teppiche Sitzbank bunt: B1 pro Stück 2,00€
- Teppiche Boden: Ebay 120x170cm 40,00€
- Tische: Ebay „Vicco“ 37,00e pro Tisch
- Sitzkissen Sitzbank: Ebay 50x200cm pro Stück 58,00€
- Kissenhülle: Ebay 30x50cm 7,10€ pro Stück
- Kissenfüllung: Ebay 30x50cm 3,50€ pro Kissen x 15 = ca. 53€
- Elefantenhaut / Tapetenschutzanstrich: Ebay 5L für 35€
- Orientalische Lampen innen: Amazon „Handarbeit aus Indien“ 47,00€ pro Lampe
- Terracotta Lampe außen: Lampenwelt.de „OMET – Kaos“ 50,00€ pro Lampe (nicht mehr verfügbar)
- Elektriker: inkl. Aller Materialien ca. 250€
Unser Bau-Video:
Wie auch in meinen Storys angekündigt, haben wir ein Video für euch angefertigt, indem wir ein bisschen quasseln (bzw. überwiegend ich haha) und euch mitnehmen auf unser Bau-Tagebuch.
Viel Spaß beim Ansehen und bis bald,
eure Lorena xxx